Das elementarste Soul Food ist ja wohl Sex. Es liegt so tief in unseren Genen verankert, sich nach dem Sex gut und entspannt zu fühlen, das es wohl logisch ist, ihn auch zu den Aktivitäten zu zählen, die ich als Soul Food bezeichne. Endorphine, Adrenalin und natürlich eine enorme Steigerung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl machen Sex zu dem wohl potentesten Soul Food.
Die letzten paar Tage war ich oft unterwegs und hatte auch ein paarmal sehr guten und einmal auch sehr... interessanten Sex. Viele meiner Freunde von früher würden sich sehr wundern, so etwas hier zu lesen. Ich bin ein übergewichtiger Mann. Wer sollte also schon mit mir eine sexuelle Bindung eingehen?
Fakt ist aber, das Frauen von Selbstvertrauen angezogen werden. Viele davon zumindest. Genug jedenfalls für mich. Außerdem hat es sicherlich keinen Schaden getan, das meine Ex die letzten paar Jahre rumposaunt hat das ich alles andere als unfähig bin.
So kommt es nun, das ich, der ich immer ein Mann war, der nach der großen Liebe sucht und ansonsten zu hause bleibt, plötzlich Verkehr mit verschiedenen Partnern habe, mit ein paar Freundinnen in Nachtclubs gehe und mit Kumpels ein oder zwei Bier zu viel trinke.
Es wurde mir auch schon nachgesagt, ich würde das nur tun um meine Ex (die immer noch bei uns wohnt) eifersüchtig zu machen, doch habe ich solche sexuellen Erlebnisse ja nie in den eigenen vier Wänden.
Zudem, so erscheint es mir, habe ich mit ihr innerlich schon so ziemlich abgeschlossen. Das letzte mal das ich ein schmerzliches Vermissen verspürte, war einen Tag nach der Trennung, was nun auch schon über eine Woche her ist. Ich denke kaum an sie (es sei denn Assoziationen im Gespräch zu ihr bilden sich, was aber normal ist, nach zwei Jahren Beziehung, in denen man fast immer zusammen war) und vermisse sie auch nicht wirklich, Im Gegenteil bin ich eher froh, dass ich nun Single bin und es ist, als währe eine Last von meinen Schultern gefallen, was an sich eigentlich schon eine traurige Bilanz ist, doch nun einmal die Wahrheit.
Ich rede mit ihr, ich rede über sie, ich lebe mit ihr zusammen aber die Gedanken an sie sind vollkommen frei von irgendwelchen Emotionen, sei es Zuneigung, Verlangen, Freundschaft, ja nicht einmal Hass oder Enttäuschung (letzteres, war das letzte was ich über sie empfand).
Ich werde dieses emotionale Verhalten (oder emotionslose, wenn man es genau nehmen möchte) meinerseits etwas genauer unter die Lupe nehmen, darüber diskutieren, meditieren... es weckt mein Interesse.

Weiteres im Punkte Soul Food übrigens. Als ich heute von einem Zahnarzttermin nach hause kam, lief im Radio ein Hörbuch. Ich mag Hörbücher sehr, denn sie entspannen und unterhalten zugleich. Es ist das selbe, was viele am Fernsehen so anziehend finden, mit dem Unterschied, das es sich meist um gute Literatur handelt, während man beim Fernsehen heutzutage in der eigenen Idiotie versumpft.
Ich fuhr also nach Hause, stellte den Motor ab und die Lehne nach hinten, legte mich hin und lauschte dem ersten von zehn Teilen, des Hörbuches "Tschick" von Wolfgang Herrndorf in der MDR Figaro Lesezeit. Es ist ein wundervolles Gefühl sich gleichzeitig zu entspannen, unterhalten zu werden und zu Wissen, das man sich auch ein wenig literarisch bildet. Ich habe mir vorgenommen jetzt jeden Tag um 9 Figaro zu hören und mir somit das Gesamte Hörbuch zu gönnen.
Das Radio, erscheint mir, ist ein Medium, das wie geschaffen für mich ist. Es hat einen gewissen Stil und eine reiche Geschichte. Es hat Abwechslung und kostet wenig. Es ist vielseitig in der Form der Übertragungen (ob nun Musik, eine Diskussion, ein Hörbuch etc.). Radio ist etwas, das den Alltag leichter macht und inzwischen so unterschwellig ist, das die meisten es kaum noch wahrnehmen. Es ist faszinierend.
Ich werde in nächster Zeit häufiger Radio hören, denke ich.